Mitglied im Chorverband Rheinland-Pfalz
Inhaber der Zelterplakette und des Wappenschildes von Rheinland-Pfalz

Männerchor – Pop- & Gospelchor – Kinderchor – Tanzgruppe – Fastnachtsabteilung
Kindertanzgruppe – Theatergruppe – Djembé Trommelgruppe – Brettspieltreff

08. Februar 2023 – Unser Willi wird 90

Geschichten aus einem langen Sängerleben

Am 08. Februar 2023 konnte unser Ehrenvorsitzender Willi Mauerer seinen 90. Geburtstag feiern.Bild Willi und Gratulanten Zahlreiche Gratulanten gaben sich in den Räumen des Sängerheims die Ehre und gratulierten ihm zu diesem Ehrentag. Auch wir sagten „Herzlichen Glückwunsch Willi“

Willi, erzähl' doch mal …

Wir dachten uns, das ist doch ein Grund Willi mal zu fragen, ob er nicht Lust hat, uns von seiner Zeit beim GV 1845 zu erzählen. Gesagt, getan. Ohne zu überlegen, sagte uns Willi zu und so trafen wir, Conny Franz und Leika Schlosser, uns mit Willi Mauerer am 14. März 2023 bei ihm zu Hause im Wohnzimmer bei einer Flasche Sekt und baten ihn, doch mal zu erzählen.

Wie bist du zum Gesangverein gekommen?

Und er fängt an zu erzählen. 1947 wurde er ausgeschult und kurz danach ging es erst mal zur Konfirmation, danach habe sein Vater ihn mit zum Gesangverein in den Männerchor genommen. Das Sängerheim gab es damals noch nicht und so fand die erste Chorprobe bei Nicolaus Becker in der Bild aus Archiv von WilliPaternusstraße statt. Herr Becker hatte damals einen kleinen Laden, mit einer kleinen Gaststätte und einem kleinen Saal. Sein erster Dirigent war Julius Beck. Den ersten Auftritt hatte er 1947 in Bechtheim, bei einem Leistungssingen. Mit 90 Mann haben sie damals den ersten Platz belegt, mit den beiden Liedern „Hoch steigst du empor“ und „Stehen zwei Sterne am Himmel“. Wir sind jetzt schon sehr erstaunt darüber, an was Willi sich alles erinnert und er erzählt noch weiter.

1945 zum 100 jährigen Jubiläum durfte aufgrund des Krieges nicht gesungen werden. Erst 1947 wurde es dem Männerchor, als einem der ersten Vereine wieder erlaubt zu singen, aufgrund der guten Beziehungen zu den Franzosen.

1948 wurde dann die Jubiläumsfeier nachgeholt. Einen Monat lang gab es jeden Samstag eine Veranstaltung in der TSG Turnhalle. An den ersten beiden Samstagen, fand ein Freundschaftssingen statt, Bild aus Archiv von William 3. Samstag eine Theateraufführung mit dem Stück „Wenn du noch eine Mutter hast“ und am 4. einen Tanzabend mit Musik.

„Wir brauchten damals keinen Tanzkurs, das haben wir alles beim Gesangverein gelernt“, erzählt Willi mit einem Lächeln. „Als junger Bub hab ich erst oben von der Empore zugeschaut, wer wie tanzt und was gut aussieht und was nicht. Später habe ich dann einfach mitgetanzt. Das war eine schöne Zeit.“

Die Theatergruppe war damals schon eine eigene Gruppe des Gesangvereins. Zum 100jährigen Jubiläum wurden die Stadttore von Pfeddersheim an den entsprechenden Stellen nachgebaut und mit einem Festzug mit den Fahnen gebürtig gefeiert.

Der Männerchor hatte damals einen sehr großen Zuspruch, erzählt uns Willi. Zu Spitzenzeiten haben Sie mit 110 Männer im Chor gesungen. Da wurde dann auch der Saal bei Beckers zu klein. Die Männer musstenBild aus Archiv von Willi nach Stimmen sortiert in den Saal und der Dirigent stand mit seinem Klavier in der Ecke an der Wand. Also musste ein neuer Raum her und diesen fanden Sie beim Hupp. Allerdings musste dieser Saal erst einmal komplett saniert werden, was für die Männer aber kein Problem war. Bis zum Bau des eigenen Vereinsheim haben die Männer noch beim Adolf Knab und beim Schiller ihre Chorproben abgehalten.

1970 war es dann soweit, der Bau des eigenen Vereinsheims. Durch eine Heirat von Pfeddersheim nach Breitenbach entstand eine tolle Freundschaft zu dem dortigen Chor und dem ansässigem Bauunternehmen Thomä. Innerhalb von 2 Tagen standen die Mauern des Sängerheims. Bild aus Archiv von WilliAlle haben kräftig mit geholfen, erzählt er uns. Die Männer aus Breitenbach waren privat bei den Sängern untergebracht. 2 Jahre hat es dann noch bis zur Vollendung des eigenen Vereinsheims gedauert. „Wir haben uns jeden Samstag getroffen, um 16 Uhr war Feierabend und ganz Pfeddersheim hat mit angepackt und für die Verpflegung nach Feierabend gesorgt. „Damals war der Zusammenhalt in Pfeddersheim schon riesengroß“, erzählt uns Willi stolz. „Das war eine schöne Zeit“.

Auch nach der Fertigstellung blieb die Freundschaft nach Breitenbach bestehen. Man besuchte sich regelmäßig und veranstaltete Freundschaftssingen. „Mit 3 Bussen sind wir damals nach Breitenbach gefahren“, verrät er uns. Bild aus Archiv von Willi„Einmal mussten wir in der Nacht zurückfahren und die Schließung der Brückenzeiten beachten, damit wir rechtzeitig zum 1. Mai in der TSG Halle singen konnten“, sagt er mit einem Lachen. Das waren schon tolle Ausflüge. Auch vom Ausflug nach Mainz erzählt er uns. „Da sind wir mit einem LKW hingefahren. Im Anhänger haben wir Bänke aufgebaut und so sind wir nach Mainz zum Singen gefahren. Das war eine schöne Zeit“.

Wie war das mit der Zelter-Plakette?

„Die haben wir 1957 verliehen bekommen. Die Fahnenabordnung und die Vorstandsmitglieder sind damals nach Köln gefahren und haben diese dort abgeholt. Die wurde uns für hervorragende Arbeit im Chorverband verliehen“, erzählt er uns stolz.

Wie hat das mit Frau und Kind funktioniert?
Hast du immer im Chor gesungen oder auch mal pausiert?

„Nein“, sagt Willi mit einem Lachen, „ich habe nie aufgehört zu singen. Aber ohne die Unterstützung von meiner Marianne wäre das nicht gegangen.“ Bild aus Archiv von Willi

Seine Frau Marianne hat Willi 1950 in Dalsheim kennengelernt. Ein Sangesbruder habe sie gefragt, ob sie nicht mal mit zu einem Auftritt kommen würde. Marianne ist dann immer öfter mitgefahren. So haben die beiden sich kennen und lieben gelernt, also auch über den Verein. Marianne hat von da an immer tatkräftig mitgeholfen.

Hat Marianne auch in einem Chor gesungen?

„Nein“, sagt Willi und fängt laut an zu lachen, „die hätte den ganzen Chor umgeschmissen“, aber ohne seine Marianne und den anderen Frauen wäre das alles nicht möglich gewesen. Die Fahnen und die Schleifen, die heute noch im Sängerheim zu bewundern sind, wurden meistens von den Frauen zu besonderen Anlässen wie Ehrungen und Jubiläen gestiftet. Bei allen Festumzügen, die in den Nachbarorten stattfanden, ist man dann mit den Fahnen mitgelaufen.

Das Sängerheim war auch lange ein Wirtschaftsbetrieb, erzählt er uns. Immer sonntags konnte man dort essen und trinken. Bild aus Archiv von WilliDie Bewirtung, so berichtet er uns, war immer in 4er Gruppen eingeteilt. Wir staunen nicht schlecht, wie Willi uns erzählt, wer mit wem damals in einer Gruppe war. Bei großen Veranstaltungen wurden dann mehr Helfer gebraucht. Einmal wurde das Sängerheim von 3 Konfirmationen gleichzeitig gebucht.

In der Küche, die damals im Keller (jetziger Getränkekeller) war, wurde gebrutzelt und gekocht. Plötzlich fängt er wieder an zu lachen und erzählt uns, dass es damals ja noch keinen Aufzug gab, aber der Schacht war schon vorhanden. „Der Größte aus der Gruppe musste dann in den Schacht und das Essen nach oben durchreichen.“ Kaum vorstellbar in der heutigen Zeit, aber damals war das alles möglich. „Das war eine schöne Zeit.“

Wann hast du denn mit der Fastnacht angefangen?

Willi hat aber nicht nur gesungen und gearbeitet im Sängerheim. Wir erinnern uns, dass wir noch gemeinsam bei der Fastnacht auf der Bühne standen.Bild aus Archiv von Willi

„Das war 1949/1950 damals habe ich im Quartett gesungen. Wir hatten auch außerhalb der Fastnacht viele Auftritte und im Männerballett habe ich auch getanzt.“

Wir sagen ja immer, der GV 1845 ist mehr als nur ein Gesangsverein. Wir müssen aber feststellen, dass das nix Neues ist, das war auch früher schon so.

Wie war das, als sich der Männerchor mit dem Bruderverein zusammenschloss?

„Das fand ich großartig. Ich war mit die treibende Kraft, dass es dazu kommt. Wir hätten sonst nicht weiter singen können. Wir sind jetzt noch 25 Männer.“

Was wünschst du dir für den Verein?

„Das der Verein weiterlebt und immer frische neue Leute dazukommen. Ein fast 180 Jahre alter Pfeddersheimer Verein darf nicht kaputt gehen. Es macht mir immer noch viel Spaß und ich besuche auch, wenn möglich, alle Feste.“

Lieber Willi, es war uns eine Ehre dieses Gespräch mit dir zu führen. Wir hätten dir noch stundenlang zuhören können. Vielen Dank.
Text: Sandra „Leika“ Schlosser & Conny Franz
Bilder: Willi Mauerer (Privatarchiv)