„Bube, Dame, König, Ass, beim GV macht die Fastnacht Spass“

Wohl dem, der zur rechten Zeit ein gutes Blatt hat. Weil er genau dies in Händen hielt, ließ sich Bernhard Steinke gerne in die Karten schauen. „Bube, Dame, König, Ass – beim GV macht die Fastnacht Spass“ tat der Sitzungspräsident im Pfeddersheimer Sängerheim kund – und lud ein zur vierfarbbunten Fastnacht beim Gesangverein von 1845.

Gleich vier Damen spielte Steinke fürs politische Protokoll aus. Als Pedderschmer Turmkrischer nahmen sich Annegrit Gradinger-Merkel, Manon Ritz, Sabine Franz und Marion Daibel das Ortsgeschehen mit reichlich Augenzwinkern vor – und schauten von den Türmen der Stadtmauer aus gekonnt in die weite Welt. Am „klone Zwockel“, der den Gashahn zudreht, kommt da (leider) keiner vorbei. Genauso an zwei Jahren Corona: Der Karl und die als „Fratzelatz“ bekannte Mund-Nasen-Maske. De' Latz uff? Oder wieder ab? Das närrische Quartett warf einige Fragen in die Runde: „Waaß mer’s? Kammer’s wisse? Will mer’s wisse? Wisst ihr’s?“ Naja. „Ich det's jo wisse. Aber mich frocht jo keener.“

Wetten, dass..? im Kreativwerk

Kein Kartenspiel ohne Ass. Und als solches boten die 45er mit Thomas Gottschalk (Toni Fehrmann) ein hehres Schlachtross der deutschen Unterhaltung auf. Ihm bei Wetten, dass…? zur Seite: natürlich Michelle Hunziker (Leika Schlosser), drei Wettkandidaten – und sogar Prominenz. Etwa Margrit Günther, die ihre sächsische Schwester Kati Witt vertrat und beim Bäcker mit Rhoihessisch erkennbar fremdelte. Brötcher wolle sie. Also Weck? Ja, sie wolle weg. Aber erst noch Brötcher.

Unverzichtbar: die Saalwette, die dem Auditorium hundert Posts auf Facebook oder Instagram abverlangte. Denn, so Hunziker mit Blick auf das nicht mehr so edle Ross an ihrer Seite: „Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit.“ Die Wetten? Selbst ein Witz mit „langem Bart“ brachte das Publikum zum Lachen. Wette gewonnen (Wilfried Bermes). Dass Zungenfertigkeit für einen Ortsvorsteher unverzichtbar ist und er schleckenderweise sogar ein rohes vom gekochten Ei unterscheiden kann, bewies Jens Thill. Nur Schlagersänger Michael Schwendler (Michael Rohleder) scheiterte mit einem nicht immer synchron schunkelnden Elferrat.

Noch mehr Buntes: Wilfried Bermes und die durch Corona an die Couch gefesselte Mottogeberin Conny Franz. Sie sei zwar „schlank veranlagt“, lebe das aber nicht aus. Ein Hula-Hoop-Reifen ist zumindest gekauft: „Er passt.“ Handyprobleme verriet Petra Buschmann, die mit Hundeleine dem Aufruf der Service-Hotline („Hold the line“) auch Folge leistete und später als Papagei mit einem singenden Raben (Heiko Meyer) die Bühne einnahm. Wilfried Bermes und Karlheinz Weygand als kalauernde Bobbes und Mobbes sowie Lisbeth (Marion Daibel) und Elfriede (Ilka Bork).

Musik & Tanz gehören dazu

Wenn es darum geht, der Bestimmung als Gesangverein gerecht zu werden, kommt sogar ein König ins Spiel, der Schwendler eben. Sein Schlagerrepertoire frisierte Michael Rohleder da gerne mit persönlichen Nuancen, räumte gemeinsam mit dem GV-Express sowohl Vorfreude wie auch Lampenfieber bei der Fastnacht ein. Und richtig Lokalkolorit kam hier dank Annegrit Gradinger-Merkel hinzu: „By, by, by – mein Schwimmbad.“

Was fehlt? Die Buben in Form des Männerballetts, das unter der Leitung von Vanessa Daibel und Nicole Reyl die Partystimmung vom Ballermann ins Sängerheim holte. Dazu die namenlosen Mädels um Super Mario sowie die beeindruckend wirbelnde Tanzmarie (Cosima Holl) nebst Gardeballett unter der Leitung von Sabine Kromm.

Und ganz stark: Die Dancing Follies unter der Leitung von Uschi Antz-Gehring. Erst mit Zirkuspionier P.T. Barnum in der Arena und später unterwegs im Wahnsinn-Musical um Wolfgang Petry. Ohne mit Nachdruck geforderte Zugabe geht’s da überhaupt nicht von der Bühne.

Als Kreativwerk haben sich die Fastnachter vom Gesangverein von 1845 zuletzt schon etabliert. Der Gesang tritt da bei der Pfeddersheimer Fastnacht sogar ein Stück weit in den Hintergrund. Und warum auch nicht? Fakt ist aber auch: Die Sitzung im prall gefüllten Sängerheim brauchte keinen Joker.