Herbst 2019 – „Die Western Schwestern“
Schwarzer Humor im Wilden Westen
Westerntime im Sängerheim! Die Theatergruppe des Gesangvereins Pfeddersheim 1845 hatte den Wilden Westen auf die Bühne gebracht. Mit der rasanten Komödie „Die Western-Schwestern“ von Bernd Kietzke wagte das ambitionierte Ensemble sich an eine schräge Western-Parodie.
Draußen vor dem Sängerheim hatten sich die Akteure versammelt, begrüßten ihre Gäste und beobachteten, wie Mitspieler Michael Rohleder im schwarzen Frack und Zylinder an den Ankommenden mit dem Maßband hantierte. Nein, er mimte keinen Schneider, sondern den geschäftstüchtigen Bestatter beziehungsweise Vollstrecker. „Ja, ich kann Ihnen ein passendes Angebot machen“, versprach er, um dann zu empfehlen: „Schauen Sie sich aber erstmal unser Stück an, dort erwartet Sie auch ihre Henkersmahlzeit.“
In Pfeddersheim ist Westerntime
Der schwarze Humor kam an bei den Zuschauern. Der Verein hatte vor und hinter der Bühne wieder ganze Arbeit geleistet. Die rührigen Aktiven hatten den Saal ins Western-Ambiente versetzt und auf der Bühne einen tollen Westernsaloon mitsamt Bar aufgebaut. Dort spielte sich das Lustspiel in drei Akten ab.
Die Beerdigung eines schlitzohrigen Revolverhelden ist Anlass für allerlei Verwirrung im kleinen Prärie-Städtchen. Saloon-Wirtin Molly McDonald (Conny Franz), Tochter des Verstorbenen, kann die Testamentseröffnung kaum erwarten.
Lassie Laroque (Margrith Günther), Betreiberin eines anrüchigen Etablissements in New Orleans, hat sich aus gleichem Grund auf den Weg gemacht, nichts ahnend, wie sehr ihr Leben dabei auf den Kopf gestellt wird. Ungeahnte Verwandtschaften, kleine und große Geständnisse, Tausch-Aktionen und nichts und niemand ist so, wie es scheint oder sein sollte.
Im Laufe des Stückes kristallisieren sich nämlich tiefe Abgründe heraus. Zudem erheitern kuriose Charaktere das Stück, beispielsweise durch Sheriff Slow (Jonni Franz), der die Entschleunigung erfunden hat und den nichts aus der Ruhe bringen kann. „Jetzt abber mol gaaanz langsam“ ist sein Lebensmotto. Mit Hilfssheriff Sam (Eileen mehlmann) versucht er, das kleine Westernnest vor bösen Jungs und Mädchen zu schützen.
Vielleicht vor Revolver-Heldin Snake (Leika Schlosser) oder Rothaut Durstige Stille (Leon Franz), dessen nüchternen Zustand kaum einer je erlebt hat? Oder gar vor der Lehrerin Miss Strong (Konni Mayer), die kein Wässerchen trüben kann, meint man. Und was ist mit Mrs. Laroque's Angestellter Kittie (Sabine Franz), der heimlichen Liebe von Sheriff Slow? Nicht zu vergessen Molly's Tochter Milly (Sandra Köcher).
Das Chaos perfekt macht aber „Old Daddle“ (Wolfgang Mayer). Der ist nämlich aus dem Seniorenheim ausgerissen, aus Langeweile sagt er. Außerdem hätten die Senioren beim Flamenco-Tanzen ihr Gebiss als Kastagnetten benutzt. Er schlägt also sein Lager im Gasthaus von Molly McDonald auf. Dicht gefolgt von Nonne Innozenzia (Annegrit Gradinger-Merkel), die das verirrte Schäflein wieder einfangen soll.
Die Komödie lebt von Wortwitz und Klischees – unter anderem wird die Gründung einer GmbH zu einer „Gaststätte mit Bordell und Hotelbetrieb“ ins Auge gefasst. Schön außerdem, wenn man eine goldene Karte vom ADAC hat (Amerikanisch Deutscher Ackergaul Club).
Bilder und Textergänzungen: Bernhard Steinke