Herbst 2017 – „Neurosige Zeiten ‐ Dinner auf Rezept“
Chaos im Irrenhaus:
Theatergruppe des Gesangvereins 1845 Pfeddersheim führt „Neurosige Zeiten“ auf
So haben viele den Saal beim Gesangverein 1845 Pfeddersheim sicher noch nicht gesehen, nämlich als Irrenhaus. Den Besuchern, die verschiedenen Wohngruppen zugeordnet waren, wurden gleich am Eingang von Dr. Dr. Schanz (Konni Mayer) und „Waldorf-Rosi“ (Annegrit Gradinger Merkel), einer Beschäftigungstherapeutin, ein „medizinisches“ Getränk verordnet. Außerdem achteten die beiden akribisch darauf, dass von allen die vorgeschriebenen kleinen Pillen (Smarties) eingenommen wurden. Es braucht schließlich alles seine Ordnung!
Diese Details gehörten natürlich zum neuen Theaterstück „Neurosige Zeiten“ von Winnie Abel, mit dem die GV-Theatergruppe unter der Anleitung von Regisseur Bernhard Hahn köstlich amüsierte. Die Schauspieler überzeugten überdies in ihren Rollen mit Mimik und Gestik, vor allem die „Irren“ einer offenen Wohngruppe.
Sauberkeitsfanatiker trifft auf Stalkerin
Für schallendes Gelächter sorgt Wolfgang Mayer in der Rolle des pedantischen Sauberkeitsfanatikers Hans, der als ehemaliger Finanzbeamter auch penibel darauf achtet, dass alle Regeln eingehalten werden. Ebenso lustig ist der stotternde Klaus (Moritz Günther), der Berührungsängste hat und zärtliche Gespräche mit seinen Pflanzen führt. Seine Ungeschicktheit ist der Anlass, dass der geschäftstüchtigen „Tuppertante“ Herta (Margit Günther), die sich von einem Verkaufsabend in der Klapse das große Geschäft versprochen hatte, übel mitgespielt wird.
„Wir proben seit April an jedem Donnerstag“, informierte Jens Thill, der in dem Stück großartig die Rolle des Paparazzo Freddy mimt sowie die des Elektrikers, der sich gegen die Übergriffe der sexbesessenen Ann-Kathrin (Leika Schlosser) wehren muss.
„Unsere Leiter Wolfgang Mayer und Conny Franz stellen uns einige Stücke zur Auswahl und wir entscheiden dann gemeinsam, welches genommen wird. Während der Proben schneiden wir den Text auf Pfeddersheim zu, lassen eigenen Ideen und Lokalkolorit einfließen“, berichtete er. Gelungen auch, wie die turbulente Komödie mit Musik ausgeschmückt wurde. Der angekündigte Besuch ihrer Mutter Cecil (Conny Franz) stellt Ann-Kathrin, Tochter einer reichen Hoteldynastie, vor eine große Herausforderung. Sie will nämlich auf jeden Fall vermeiden, dass diese erfährt, dass ihre Tochter in der Psychiatrie gelandet ist. Also versuchen die Mitbewohner der skurrilen Wohngruppe wie ganz normale Menschen zu wirken und auch die Wohnung wird umdekoriert.
Die temperamentvolle Marianne (Sabine Franz), als Stalkerin bekannt und deshalb in der Klapse, wird Haushälterin, die manisch-depressive Desiree (Sandra Köcher) zu einer berühmten Malerin, was Mutter Cecil natürlich sehr beeindruckt. Das Chaos steigert sich noch, als der berühmte Schlagersänger Schwendler (Michael Rohleder) – seinen neuesten Hit singend – ein weiterer Gast der Wohngruppe wird. Seine Selbstverliebtheit diagnostiziert Dr. Dr. Schanz sofort als „nicht therapiebaren Größenwahn“.
Sehr gelungen war die Veranstaltung auch deshalb, weil in die Theateraufführung ein „Dinner auf Rezept“ integriert war mit Wraps als Vorspeise, Spätzle mit Gulasch und Salat als Hauptgang und „Herrenröllchen“, also Schokokuchen mit Cremefüllung und Kirschen, zum Nachtisch.
Bilder: Bernhard Steinke