Herbst 2016 – Gruseldinner „Pedderschmer unnerwegs“
Gesangverein sorgt mit Gruseldinner in Pfeddersheim für beste Unterhaltung
Wo Vampire schauerlich durch die Nacht brüllen, Damen im blutverschmierten Ballkleid mit einem Dolch im Haupt oder kopflos denselben in beiden Händen tragend (Margrit Günther und Konni Mayer) sich munter unterhalten – da fröstelt’s einen beim Zuschauen.
„Gruseldinner“ war dementsprechend auch die Theateraufführung des Gesangvereins Pfeddersheim benannt, bei der sich die Augen am schaurig-schönen Bühnenspektakel und der Gaumen an einem dreigängigen, schmackhaften Menü erfreuten.
Schlager umgetextet und mit Lokalkolorit gewürzt
Dem Bühnenstück „Besuch auf Schloss Hagenstein“ von Martin Gliebe fügte die „45er Theatergruppe“ eine verstärkte Prise Komik hinzu, peppte alles auf mit umgetexteten Schlagern, würzte das Ganze mit Lokalkolorit und nannte die Show „Pedderschmer unnerwegs“.
Die nämlich wollen eine Busfahrt mit abschließender Verkaufsveranstaltung unternehmen, stranden aber mit vier geplatzten Reifen in der Nähe einer ihnen unbekannten Burg. Mit „Dorscht uff Woi“ (der in dem Stück eine wichtige Rolle spielt) und Hunger auf eine Mahlzeit erobern sie das alte Gemäuer, in dem der Russisch radebrechende Diener Igor (Moritz Günther) der treue Vasall des Herrn Grafen ist. Bevor sich der Adlige mit gefletschten Zähnen und wehendem schwarzen Umhang aus seinem Sarg erhebt, erkunden die „Pedderschmer“ mutig das alte Gemäuer.
Während die Eheleute Willi und Viola (Wolfgang Mayer und Sandra Köcher) eine Burg-Vinothek einrichten wollen, gehen die beiden Seniorinnen Irma (Conny Franz) und Trude (Annegrit Gradinger-Merkel) samt Rollator auf Erkundungstour. Die Reisegruppe ist in Aufruhr, Oli (Jens Thill) führt mit seiner Margit (Sabine Franz) den Suchtrupp nach den Oldies an.
Schlag 24 Uhr erwacht der schaurig-bleiche Graf (Michael Rohleder) infolge seines Verlangens nach Menschenblut. Diener Igor soll unter den Pedderschmern für Nachschub des roten Saftes sorgen und versucht darum, mit Holzhammer und Grabschippe deren Ableben nachzuhelfen. Das Vorhaben scheitert, auch des Grafen Biss in anmutige Damen- und Herrenhälse der Tafelgesellschaft. Retterinnen in größter Not sind die beiden Omis, die nach ihrer Burgbesichtigung den gräflichen Blutrausch jäh unterbinden.
Blitz und Donner, Nebelschwaden – und just in diesem Moment ist die Nacht vorüber. Der Graf gibt den Geist auf, sinkt zu einem Aschehäuflein zusammen, Diener Igor entsorgt das Häufchen Dreck und glänzt als neuer Burgherr. Tanzende Vampire feiern mit den „Pedderschmern“ das Ableben des Untoten, und die Welt ist für alle wieder in Ordnung. Auch für Verkaufsleiter Detlef (Toni Fehrmann) und seine Assistentin Dörte (Leika Schlosser). Mit Beredsamkeit und Temperament haben sie keine Heizdecken, wohl aber 20 Super-Gedankenautomaten an die Reisegesellschaft verkauft.
Ein turbulentes Singspiel, das von und mit der Mundart lebt, die Zuschauer mit Interaktionen ins Geschehen einbindet und sie sehr lange applaudieren lässt.
Bilder: Marija Bulum / Sandra Schlosser